Sonntag, 27. November 2011
2011 im November: 8. SSW - Blutungen!
Am Freitagabend gegen 20 Uhr bekam ich von jetzt auf gleich sehr starke Blutungen. Ich war so erschrocken! Es gab keine Anzeichen, keine Vorwarnung nichts. Ich kam mit dem Wechseln von Tampons und Binden kaum mehr nach - ich tropfte wie ein Wasserhahn. Aber das Schlimmste: ich verlor nicht nur Blut, sondern auch verschiedenartige Gewebsteilchen. Vor lauter Rotz- und Wasserheulen sah ich kaum mehr aus den Augen. Für mich war klar: bei der Menge, die da rauskam, hatten sich die Twins verabschiedet. Deren "Leben" floss buchstäblich aus mir heraus. Manchmal in einem regelrechten Schwall ... schrecklich.

Wie gemein! Wie ungerecht! Wieso passiert mir das?! Wie sollte es denn weitergehen, wenn ich jetzt nicht mehr schwanger war? Es würde nur noch zwei Versuche geben und selbst, wenn einer davon wieder zu einer Schwangerschaft führen würde - wie könnte ich die nach dieser Erfahrung jemals genießen? Ich hätte die ganze Zeit furchtbare Angst, dass ich den oder die Embryos wieder verliere ... oh man. Ich war kurz davor, umzukippen. Nicht, weil es körperlich schmerzvoll gewesen wäre - garnicht. Ich fürchtete, mein Kopf würde das einfach nicht aushalten.

Was sollte ich nun tun? So ziemlich überall kann man lesen, dass bei Blutungen in der Frühschwangerschaft nichts gemacht werden könne. Eigentlich sah ich also keinen Grund, am späten Fr.Abend einen Arzt aufzusuchen. Allerdings bekam ich, nachdem mir der Gedanke, dass ich die Zwillinge gerade verloren hatte, klar vor Augen stand, allmählich Angst um mich und meine Gesundheit. So viel Blut ... das konnte doch nicht sein?!
Würde ich mich so schlafen legen, wäre ich vermutlich bis zum nächsten Morgen verblutet. Von der Sauerei ganz zu schweigen ...

Ich rief also kurz nach 1 Uhr nachts in der Notfallpraxis an und schilderte die Sachlage. Ich solle s o f o r t in die Klink kommen. Nun denn ... mir war etwas flau, aber ich fühlte mich fahrtüchtig. Untenherum mit Küchentüchern gut gepolstert - sicher ist sicher - und los. Die "Notfallannahme" in der Klinik zeigte sich dann dergestalt, dass dort Beeilung sicher nicht an der Tagesordnung war. Ich schilderte der Mitarbeiterin mein Problem, wurde gebeten noch kurz zu warten und konnte dann 10 Minuten lang mithören, wie sie sich mit einem Rettungssanitäter darüber unterhielt, dass dessen letzter Einsatz eine etwas ärgerliche Lapalie gewesen sei. Super! Hallo?! Draußen vor der Patientenannahme sitzt aber keine Lapalie, da sitzt ein echter Notfall! Ich hätte ko... können. Mir wurde dann auch noch etwas schummerig vor Augen und ich bekam allmählich Panik. Nach weiteren, gefühlten 10 Minuten, in dem die Mitarbeiterin Papier- und Zettelkram sortierte, wurde ich endlich herein gebeten. Mein Problem wurde "zur Kenntnis genommen", eine Ärztin wurde verständigt und ich in einen bestimmten Wartebereich geschickt. Da saß ich dann weitere 5 Minuten. Bevor die Ärztin kam, um mich abzuholen, war ich kurz auf der Toilette - oh man, ich hatte wieder lagenweise Küchenkrepp durchgeblutet ...
Endlich wurde ich untersucht. Die Ärztin war noch etwas unerfahren, aber sehr nett und bemüht. Sie untersuchte die Vagina, konnte die Blutung aber nicht orten. Sie tastete den Gebärmutterhals ab und meinte, der wäre sehr weich und könne ein klein wenig geöffnet sein. Dann die Überraschung im Ultraschall: die Twins waren noch da, beide seit Di. um je 3 mm gewachsen. Was freute ich mich! Einen Herzschlag konnten wir aber beide nicht feststellen ... sie bat mich, mich wieder anzuziehen. Ich solle noch von der Oberärztin untersucht werden. Sie sei sich nicht ganz sicher.
Nachdem ich im Untersuchungsraum eine echte Blutspur hinterlassen hatte, wurde ich via Rollstuhl ein paar Flure weiter geschoben zum nächsten Untersuchungsraum.
Die Oberärztin begrüßte mich recht unterkühlt. "Wieso kommen Sie erst jetzt?" Ja, super. Das habe ich gebraucht. Vorwürfe. Grandios!
Dann erfolgte die Untersuchung nochmal so, wie 5 Minuten zuvor mit einem Unterschied: dieses wahrhaft geniale Ultraschallgerät zeigte mir die Krümels in atemberaubender Qualität! Der Herzschlag war zu sehen und ich erkannte schon direkt die Köpfchen und Körper. Wahnsinn! Leider bekam ich davon kein Bild ...
Ende vom Lied: den Krümeln geht's gut. Die Blutungsquelle konnte nicht lokalisiert werden. Das Einzige, was ich nun tun könne, wäre, mich zu schonen. Zwar hätte auch das nur minimale Auswirkungen auf den weiteren Verlauf, aber diese kleine Option solle ich nutzen. Blutungen in der Frühschwangerschaft gäbe es immer wieder. Zwar nicht häufig so stark wie in meinem Fall, aber auch das käme vor und müsse sich nicht zwangsläufig negativ auf die Schwangerschaft auswirken.
Oh man, mir ist ein ganzer Felsen vom Herzen gefallen!
Ich konnte entscheiden, ob ich in der Klinik bleiben oder wieder nach Hause wollte. Ich fuhr wieder nach Hause.

Die restliche Nacht habe ich dann ganz gut überstanden. Im Lauf des Samstags wurde die Blutung kontinuierlich schwächer - heute, am Sonntag ist sie praktisch verschwunden.

Mir will ja nicht in den Kopf, wie man die Quelle einer derart starken Blutung nicht orten kann. Das ist im Moment sehr unbefriedigend für mich und verunsichert mich auch sehr. Freitag Nacht war mit den Krümeln noch alles in Ordnung. Ist das jetzt auch noch so? Und werden die Herzen am Montag auch noch schlagen, wenn ich den regulären Termin zur ersten Vorsorge beim FA habe?
Soll ich wegen jedem Tropfen Blut nun wieder in die Klinik fahren?

Nun ja, außer Warten bleibt mir ja nichts übrig ... einen Verdacht habe ich mittlerweile allerdings nach ausführlicher Google-Suche: Ananas. Ananas enthält wohl Bromelain, was die Blutgerinnung hemmt und zu Blutungen führen kann. Ich habe zwar keine Ananas gegessen, aber am Fr.morgen einen Liter Ananassaft getrunken! Wievielen Früchten entspricht ein Liter Saft? Ich weiß es nicht, aber es werden ein paar sein ... vielleicht war das in Kombination mit dem ASS100, das ich seit dem Transfer täglich nehme, ja einfach zu viel? Oh, ich hoffe, dass es daran lag und alles nochmal gut gegangen ist ... *bitte*

Morgen Nachmittag weiß ich mehr. Mal sehen, was der FA zu der Sache sagt.