2010 im Oktober / November: der erste IVF-Zyklus
Immerhin gab es nach den Ergebnissen der Bauch- und Gebärmutterspiegelung keine großartigen Optionen mehr. Wenn wir ein eigenes Kind wollten, mussten wir zwangsläufig medizinische Hilfe in Anspruch nehmen, auf die wir eigentlich gerne verzichtet hätten.

Jammern half nichts!

Im Kinderwunschzentrum wurde das weitere Vorgehen besprochen: Meine Eierstöcke sollten dahingehend stimuliert werden, dass sie eine höhere Anzahl an Eizellen produzieren, als das unter Clomifen der Fall war. Diese Eizellen würden dann am Stichtag X "punktiert" werden, das heißt, sie werden mittels einer Kanüle, die durch die Scheidenwand in den Eierstock gestochen wird, abgesaugt.
Entweder werden dann GWs Samen einfach dazu gegeben und "es darf sich befruchten, was sich befruchten möchte" (IVF = In-vitro-Fertilisation) oder ausgewählte Kandidaten von GWs Samen werden direkt in das Ei injeziert (ICSI = Intrazytoplasmatische Spermieninjektion; dies ist die "klassische" künstliche Befruchtung).
Zwei bis fünf Tage nach der Befruchtung werden dann ein, zwei oder drei befruchtete Eizellen zurück in die Gebärmutter übertragen (transferiert).
Bevor ich mich mit Hormonen vollpumpen sollte, wurde noch bei GW ein Spermiogramm macht. Nicht, dass es von seiner Seite auch noch Probleme gäbe. Nichts da - ein perfektes Ergebnis. Besser geht nicht. Immerhin ein mögliches Problem eliminiert - für mein Ego war sein supergutes Ergebnis irgendwie trotzdem nicht so aufbauend ...

Wir wurden dann mit jeder Menge Vertrags- und Zettelkram konfrontiert. Und mit Finanzfragen. Da wir nicht verheiratet sind, zahlt die Krankenkasse keinen Cent. Herzlichen Dank, Du kinderliebes Land. *grummel*
Die "groben" Kosten sehen so aus: 1.400 Euro für eine IVF, 2.300 Euro für eine ICSI. Dazu kommen dann 1.000 bis 3.000 Euro an Medikamenten. Hallelujah! Tschüss Renovierung. Tschüss Balkonkabine auf der Kreuzfahrt. Tschüss Gartenumgestaltung.

Als wäre das nicht genug, gab's da ja noch den kleinen, unliebsamen Haken, dass die für diese Stimulation benötigten Hormone nicht via Tabletten aufgenommen werden können. Nein. Die müssten gespritzt werden. Täglich. Da kam Freude auf ...


1. IVF-Zyklus Oktober 2010
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Ich startete am 2. Zyklustag damit, mir Gonal zu spritzen. Das Mittel gibt es in einem idiotensicheren Pen, bei dem man am Ende mit einem Drehrad die Dosierung einstellen kann. Jeden Tag benutzt man eine neue, sterile Nadel. Von den Gonalspritzen habe ich eigentlich nichts gespürt. Nebenwirkungen traten bei mir auch keine auf.
Ab dem 6. Zyklustag musste ich zusätzlich Cetrotide spritzen. Das sind pro Tag und Dosis Fertigspritzen, die einen vorzeitigen Eisprung verhindern sollen.
Eine Cetrotide-Spritze kostet rund 50 Euro, Gonal je nach Volumen 190 Euro für 2 Tage, 280 Euro für 3 Tage oder 550 Euro für 6 Tage.
Zur Kontrolle musste ich ab dem 8. Zyklustag alle zwei bis drei Tage.
In dieser Medikamentendosierung bzw. -kombination war ich ein sog. "Low Responder". Meine Eierstöcke haben angesprochen. Aber seeeehr langsam. Es waren 6 bis 8 Eibläschen zu sehen, die in Zeitlupe gewachsen sind. Ich habe mehrfach neue Rezepte bekommen und wir haben ein Vermögen für diesen ersten Zyklus ausgegeben. Den Einsprung schließlich ausgelöst habe ich auch wieder mit Brevactid (Kostenpunkt für 3 Ampullen rund 36 Euro).

Normalerweise findet ein Eisprung um den 14. Zyklustag statt. Bei mir fand in diesem Zyklus die Punktion (die quasi den Eisprung ersetzt) erst am 23. Zyklustag statt.

Vor der Punktion selbst hatte ich auch ziemlichen Respekt. In Tübingen wird das normalerweise nämlich nur mit einem Betäubungs- und Schmerzmittel durchgeführt. Ohne Narkose. Die Ärztin meinte, sie traue mir das aber gut zu. Na denn, Augen zu und durch: Ich bekam intravenös die Betäubungs- und Schmerzmittelmischung und fühlte mich augenblicklich, als hätte ich auf ex zwei Gläser Sekt gekippt. Nicht unangenehm. Nur ... "komisch" irgendwie. Die Ärztin meinte nur: "So, jetzt piekst's gleich." "Aua!". "Und nochmal auf der anderen Seite ..." "Aua!". Und es war überstanden. Ich durfte mich anschließend hinlegen und noch etwas entspannen und wieder "klar" im Kopf werden. Während dessen wurde GW abgeholt. Jetzt musste er seinen "Teil dazu beitragen".

Das Ergebnis bei mir: fünf schöne Eizellen wurden punktiert. War das jetzt eine gute Ausbeute? Keine Ahnung. Die Ärztin meinte, sie hätte eigentlich mit mehr gerechnet, aber es waren wohl einige leere Eibläschen dabei. Sowas käme vor. Aha. Na gut. Am nächsten Tag sollte ich anrufen, um zu erfahren, wie die Befruchtungsrate wäre. Wie aufregend! Das wäre ja vermutlich das erste Mal, dass es überhaupt die Möglichkeit gab, dass GWs Samen eine meiner Eizellen befruchten könnte!

Befruchtet wurden dann drei Eizellen. Ich hatte auf eine mehr gehofft: zwei waren für den Transfer geplant und Einfrieren, also Kryokonservieren, empfiehlt die Uniklinik erst ab zweien (kostet immerhin auch 500 Euro und manchmal überlebt eine Eizelle das Auftauen nicht ...). *hmpf*
Ich konnte mich über's Wochenende noch erholen und holte mir dann also montags meine beiden "superschönen" (O-Ton Ärztin) Achtzeller ab. Auf einem Monitor konnte ich die beiden Zellhäufchen sehen, die unter dem Mikroskop in eine Kanüle gezogen und dann an die Ärztin weiter gegeben wurden. Die Kanüle wird in die Gebärmutter eingeführt und die beiden Schnaggels dort "abgesetzt". Via Ultraschall kann man die Eizellen selbst nicht sehen, aber die Trägerflüssigkeit, in die sie eingebettet sind, hebt sich ganz gut ab, so dass die Ärztin direkt nach dem Transfer überprüfen kann, ob sie da gelandet sind, wo wir sie haben wollten. Passt. :-)

Um die Einnistung zu unterstützen, musste ich ab dem Transfer Utrogest einnehmen. Das Medikament ist zur oralen Einnahme konzipiert, wirkt aber auch vaginal. Laut Ärztin ist das eine Lizenzfrage des Herstellers. Der muss wohl mehr zahlen, wenn das Medikament nicht oral verabreicht werden soll, daher empfiehlt er es oral.
Nachteil der oralen Einnahme: ich wurde hundemüde. Also so richtig. Ich bin am Schreibtisch sitzend eingeschlafen.
Nachteil der vaginalen Einnahme: das Zeug löst sich langsam auf und die Reste sabbern aus der Scheide. Muss ich jetzt auch nicht haben. Laut Ärztin gab's kein "Besser" oder "Schlechter", also hab ich's mal so, mal so eingenommen.

Dann war Warten angesagt. Am Wochenende, bevor ich zum Bluttest gehen sollte, waren wir in Berlin. Währenddessen bekam ich Schmierblutungen, die mir garnicht gefielen. Am Tag des Bluttests selbst setzte meine Monatsblutung ein. Eine erneute Enttäuschung.