2011 im Juni: 1. Kryo-Zyklus
Wir würden als nächstes zum ersten Mal auf eingefrorene Eizellen zurück greifen. Was, wenn es wieder nicht klappte? Wir hatten die 10.000-Euro-Hürde fast erreicht ... ewig konnten und wollten wir das Spiel ja so nicht weiter treiben. Ich war sehr frustriert.

Da wir aber nicht großartig Zeit verstreichen lassen wollten, haben wir direkt im nächsten Zyklus weiter gemacht. Erfreulicherweise ging das diesmal ohne Stimulationsspritzen. Die Aktivität der Eierstöcke wurde aber überwacht und ich musste zum bestmöglichen Zeitpunkt wieder mit einer Spritze Brevactid auslösen, um dem Körper zu signalisieren: Eisprung-Time - es könnte sich was einnisten! :-)

Das Auftauen hatte funktioniert, beide Eizellen haben sich wunschgemäß schön weiter entwickelt. Der Transfer war leicht "pieksig", aber nicht schlimm. Der Sitz der Schnuggels war gut. Wunderbar.

Wieder nahm ich Utrogest. Wieder begann die Warterei. Wieder fuhren wir vor dem Bluttest ein Wochenende weg - zum Wandern nach Bayern in ein Luxus-Wellness-Hotel. Was hat's gebracht? Schmierblutungen und meine Regelblutung kurz vor dem Bluttest.

Ich war am Boden zerstört. War es das jetzt mit dem Kinderwunsch? GW tat der erneute Fehlschlag schrecklich leid. Ich glaube, er kam sich recht nutzlos vor in dieser Zeit - ich mir allerdings auch. Wie konnte das denn sein? Ich hatte dutzende Tanten und Onkel. Cousins und Cousinen ohne Ende. Die komplette Verwandtschaft vermehrte sich wie Karnickel und bei mir klappte es selbst mit Unterstützung einer Uniklinik nicht?!?!
Ich hatte angefangen, an allem zu zweifeln. An mir, an unserer Beziehung, ja schon fast am Sinn des Lebens.

Was half es mir jetzt noch, zu wissen, dass normale Paare durchschnittlich sechs Zyklen brauchen, bis sie schwanger werden und wir somit immer noch "in der Norm lagen"? Normale Paare legen ja schließlich nicht das Geld für einen halben Mittelklassewagen hin, um die Chance auf eine Schwangerschaft zu bekommen! Aber es war auch nicht nur das Geld. Es ging auch um meine seelische und körperliche Verfassung.
Die letzte Punktion empfand ich als absoluten Horror. Die ganze Spritzerei nervte tierisch und selbst, wenn man irgendwann glaubt, die ständigen Untersuchungen würden einem nichts ausmachen - wer lässt sich schon gerne alle zwei Tage zwischen die Beine schauen?
Ich hatte es satt. Und ich sah die Chance auf mein Mutterglück schwinden. GW und mich trennen immerhin 11 Jahre. Er hatte mir recht deutlich zu verstehen gegeben, dass er eigentlich bis 45 Vater sein wollte. Der Zug war nun eindeutig abgefahren. Was, wenn er einem weiteren Versuch nicht zustimmen würde? Adoption kam für ihn nicht in Frage. Was also tun?

Erstmal Pause machen!

Im Oktober stand noch ein Urlaub auf dem Programm und kurz vorher haben wir entschlossen, danach nochmals einen Versuch zu starten.