2012 im April: 27. / 28. SSW, 26+6 bis 27+4
Bei 26+6 hatte ich wieder einen Termin zur Kontrolle in der Klinik. Einzig Positives an dem Tag: der Abstrich aus der Vorwoche war ok. Ich kam ans Tokogramm, das anscheinend Wehen aufgezeichnet hat. Nicht sonderlich stark, Ausschläge bis max. 35 oder 40. Ich habe davon nichts gemerkt, nur festgestellt, dass die höchsten Ausschläge mit der Art Kindsbewegungen zusammen passten, die den Bauch so richtig ausbeulen.
Die Ärztin, die mich dann untersuchte, meinte zuerst, die "Wehen" könnten auch Kindsbewegungen sein. Ganz eindeutig wäre das anhand des CTGs nicht zu erkennen. Aha. Sie hat anschließend die Kids vermessen und mit 860 und 1.000 Gramm geschätzt. Versorgung von Nabelschnur und Plazenta bestens. So weit, so gut. Noch schnell ein neuer Abstrich, dann den Gebärmutterhals gemessen: nur 8 mm! Fand ich jetzt auch nicht gerade beruhigend, wie ich zugeben muss. Aber ich bin ja mittlerweile einiges gewohnt. Panik war also nicht angesagt. "Logische" Schlussfolgerung der Ärztin: bei DER Verkürzung des Gebärmutterhalses könnten das keine Kindsbewegungen sein, das wären Wehen. Ich sollte stationär aufgenommen werden. Wegen mir. Vorher wollte ich aber unbedingt nochmal nach hause, meine Sachen packen. Wenn ich das GW machen lassen würde, hätte ich nach einer Woche immer noch nicht alles beisammen, was ich bräuchte.
Die Ärztin meinte, das wäre schon ok, aber ich solle trotzdem zuerst in den Kreißsaal zur Aufnahme, weil da gerade nicht so viel los sei. Dann wären die Formalitäten schon erledigt. Also gut. Dort angekommen, das übliche Prozedere: ich wurde an Tokogramm und CTG gehängt. Das Tokogramm lieferte ein ähnliches Bild wie in der Ambulanz - immer gab's schöne Ausschläge, wenn einer der Jungs meinen Bauch mal wieder durch die "Popobeule" verunstaltete. Sonst nicht. Dann kam eine Ärztin mit einer groooßen Tablette: ein Wehenhemmer, den ich zerkauenderweise alle 15 Minuten nehmen sollte, bis die Wehen aufgehört hätten. Danach bekäme ich den "normalen" Wehenhemmer dreimal täglich. Als ich dann meinte, dass ich doch aber erst nach Hause wolle zum Packen, ging das alte Spiel wieder los: nicht zu verantworten, viel zu gefährlich, bliblablo. Nix da. Frau will nach Hause, also tut sie das. Folglich musste ich mal wieder unterschreiben, dass ich "gegen ärztlichen Rat" nach Hause gehe und wurde dann noch mit den Worten entlassen, wenn denn irgendwas wäre, solle ich unbedingt den Rettungswagen rufen und ja nicht selbst fahren. Und ich solle auch meinen Koffer nicht selbst packen, sondern nur die Order geben, was denn einzupacken wäre.
Ich habe ja mittlerweile ernsthafte Bedenken, woher der gute Ruf dieses Ladens stammt - aber im Panikmachen sind sie echt erfahren.
Als ich dann nach 2,5 oder 3 Stunden wieder eincheckte mit subjektiv absolut gleichem Befinden wie bei der Aufnahme auch, waren auch plötzlich keine "Wehen" mehr da und - schau an - die Hammer Wehenhemmer musste ich dann auch nicht mehr nehmen. Dann kann ja mein kleiner Ausflug nach Hause so schlimm nicht gewesen sein, oder? Ab da war ich eigentlich schon wieder hauptsächlich genervt.
Nächster Nervpunkt: Ich sollte Antibiotikum intravenös bekommen. Meine Frage nach dem Wofür wurde damit beantwortet, dass das prophylaktisch für den Fall eines Blasensprungs wäre (???) und man mit einer Cerclage immer besonders wegen Infektionen aufpassen müssen. Äh ... ? Großartig. Zack, hatte ich wieder mal eine Braunüle im Arm. Dann ging's immerhin recht zügig auf's Zimmer, wo ich eine alte Bekannte antraf, mit der ich während der zweiten Lungenreife eine Nacht das Zimmer geteilt hatte.
Am Fr. gab's dann die Visite mit dem Oberarzt, der zum einen keine Info in der Akte über meine Cerclage hatte (!) und meinte, der Gebärmutterhals wäre eher unbedenklich. Ob 8 oder 11 mm würden da keinen Unterschied machen. Für ihn würde das als "stabil" gelten. Nur die Wehen müssten wir in den Griff bekommen. Überflüssig zu erwähnen, dass außer am Do. nie eine aufgezeichnet wurde ... Antibiotika intravenös bräuchte es auch nicht. Tabletten würden genügen und sobald das mit den Wehen erledigt sei, würde ich auch schon "bald" wieder entlassen werden. Ok, mit der Aussage konnte ich vorerst gut leben.
Braunüle kam abends raus, Tabletten her. Und es erzählt mir doch tatsächlich eine Hebamme ebenfalls am Fr.abend, dass ich ja am Sa. gehen dürfe. *juhuuu* Hieß es auch noch bei der Visite am Sa.morgen mit dem selben Oberarzt.
Nachmittags nochmal eine Überprüfung des Gebärmutterhalses durch eine Ärztin: 9 mm. Stabil. Fein. Um 18 Uhr kommt eben diese Ärztin ins Zimmer und meint, sie könne mich nicht gehen lassen - der Abstrich vom Do. wäre positiv gewesen. Und Keime in Verbindung mit einer Cerclage wären garnicht gut. Das müsste auf jeden Fall intravenös mit Antibiotikum behandelt werden. Ja großartig. Auf meine Frage, dass doch aber aus dem Grund der Muttermund verschlossen wurde, um gegen Infektionen besser geschützt zu sein, meinte sie, dass auch das genäht worden wäre und die Fäden besonders anfällig für Keimansiedlungen wären. Da frag ich mich doch, wieso das überhaupt gemacht wurde, wenn's gegen Infektionen garnichts bringt sondern einen ganz im Gegenteil noch anfälliger macht?!?! *grrr* Zu irgendeinem Zeitpunkt hat man mich da - mal wieder - völlig falsch informiert. Wollte dazu noch den Oberarzt fragen, hab's aber vergessen ...
Abends also die Braunüle wieder rein in den Arm und Antibiotikum marsch. Natürlich habe ich übrigens Do. und Fr. das "falsche" Antibiotikum für diese Art von Keimen bekommen, so dass diese ersten Dosen nicht auf die geplanten drei Tage angerechnet werden konnten. *nerv*
Am So. dann wieder Visite. Der Oberarzt meinte, so schlimm sei das mit den Keimen nicht. Noch den So. sollte ich das Antibiotikum intravenös bekommen, dann könne man auf oral und ambulant umstellen. Hieß für mich, ich könnte am Montag gehen, oder?
Tja ... am Montag war dann aber besagter Oberarzt nicht da, sondern wieder die Ärztin, die mir erklärt hatte, nein, nein, drei Tage müsse das Antibiotikum schon intravenös gegeben werden.. *grrrr* Da ich am Sa.Abend aber "aus Versehen" die doppelte Dosis abbekommen habe, würde sie mir das "anrechnen" und ich bekäme die letzte Dosis am Di.morgen. Wie nett.
Am Di.morgen gab's also wieder viel zu früh den "Weckdienst" mit Antibiotikum. Als ich die mir bis dato gänzlich unbekannte Schwester anschließend bat, doch auch gleich die Braunüle rauszunehmen, schaute die mich an wie ein Auto und meinte, nein, das würde drei volle Tage lang gegeben werden. Dann habe ich ihr erklärt, dass sie wohl was verwechselt und ich außerdem heute nach hause gehen würde. Auch das hat sie verneint und was von Entzündungswerten gefaselt, zu denen das letzte Ergebnis noch nicht da wäre. Ganz offensichtlich hat sie mich verwechselt, wollte das aber nicht einsehen ... *seufz* Sie hat mir dann auf meinen ausdrücklichen Wunsch hin die Braunüle entfernt und ward nicht mehr gesehen.
Dann gab's die schnellste Visite aller Zeiten: Drei Ärzte rauschten ins Zimmer, handelten meinen Status innerhalb von 30 Sekunden ab, bei meiner Zimmernachbarin das Gleiche und schon waren sie wieder weg. Ich war so verdutzt, dass ich anschließend eine Schwester fragte, wie es denn jetzt bei mir weitergehen würde. Nach einiger Zeit kam sie mit der Antwort von der Ärztin zurück, die überrascht über meine Frage wäre, denn das wäre "doch bei der Visite besprochen worden": ich würde heute entlassen werden. Hallelujah. Endlich mal was Positives. Wenngleich ich mir wohl über beginnende Demenz Sorgen machen müsste. Allerdings hat mich meine Nachbarin beruhigt - sie hat während der Visite auch nichts von Entlassenwerden mitbekommen.
Nachmittags erhielt ich dann von meinen Entlassungsbrief. Noch ein kurzes Gespräch mit der Ärztin: So weit alles stabil, ab sofort eben dreimal täglich Wehenhemmer und weiterhin engmaschige Kontrollen etc. pp. Sie meinte außerdem, ich solle zwei Tage später, bei 27+6, zum Kontrollabstrich kommen.
Tja, das habe ich dann auch brav gemacht. Allerdings war die Schwester in der Ambulanz etwas erstaunt und fand's komisch, dass ich nur wegen eines Abstrichs kommen sollte und hatte deswegen die betreffende Ärztin angerufen, die - Achtung! - meinte, dass das an diesem Tag eigentlich noch nicht nötig wäre, aber wenn ich schonmal da sei ... ???? Ich dachte, ich flipp aus. Ich habe von IHR den Entlassungsbrief. Da stand der Wochentag drin. Sie hat es mir außerdem persönlich erst zwei Tage zuvor gesagt. Zum Glück war meine Zimmernachbarin Zeuge, sonst würde ich langsam an meinem Verstand zweifeln ...
Ich frage mich ja wirklich, ob ich das Chaos irgendwie anziehe. Das kann doch alles nicht normal sein? Lustig übrigens auch, dass die Schwestern und Hebammen, die mich noch nicht kannten, davon ausgegangen sind, dass ich nur ein Kind erwarte - in meiner Akte stand nix von Zwillingen. Das muss man sich mal vorstellen! Wir haben schon gewitzelt, dass wir beim Kaiserschnitt gut aufpassen müssen, damit sie mich nicht wieder zunähen, solange noch ein Kind drinnen ist. Wieso auch zwei rausholen - steht ja nur eines in der Akte!
Tjaja, so war ich also sechs Tage in der Klinik - und wofür? Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, ob ich Wehen hatte. So, wie ich mir von ungefähr fünf Hebammen beschreiben ließ, wie sich das anfühlen müsste, hat es sich nie angefühlt. Trotzdem darf ich nun ab sofort bis zur 34. Wochen Wehenhemmer schlucken. Grandios. Und irgendwann später fragt man sich dann, wieso die Kinder Asthma, Allergien oder sonstige Probleme bekommen. Immer mal provisorisch die Chemie reindonnern.
Ich weiß nur, dass ich in den 6 Tagen Klinik wieder ein Stück unbeweglicher geworden bin. Wenn ich mir heute vorstelle, ich müsste 500 Meter hin und zurück gehen, wird's mir ganz anders. Die Klinik tut mir echt nicht gut.
Meinem Doc habe ich mittlerweile schon erklärt, dass er mich nur noch im Falle einer ECHTEN Katastrophe in die Klinik schicken braucht. Wegen eines "vielleicht, evtl., unter Umständen"-Verdachts gehe ich da nicht mehr hin. Basta. Obwohl er mich einerseits versteht, ist er natürlich nicht begeistert über diese Meinung.
Es gibt Frauen, die wuseln wochenlang mit verstrichenem Gebärmutterhals und offenem Muttermund durch die Gegend und bei mir macht man wegen drei Millimetern so einen Aufstand, der mich mehr Nerven kostet als die gesamte Schwangerschaft. Echt wahr. Davon abgesehen ist der Gang zur Kontrolluntersuchung in der Schwangerenambulanz mit Abstand das Anstrengendste, was ich in den letzten Wochen so getrieben habe. Ob das dann so förderlich ist, darf wohl auch bezweifelt werden.
Wie auch immer: die 30. Woche steht vor der Tür. Wenn wir die geschafft haben, sind wir definitiv im grünen Bereich, noch vier Wochen und alles wird dunkelgrün. :-) Und mit wirklichen Katastrophen rechne ich jetzt ohnehin schon nicht mehr. Im Vergleich zu dem ganzen Medizinervolk bin ich mit Abstand die Entspannteste, was meine Schwangerschaft angeht und ich bin mir ziemlich sicher, dass das auch der beste Weg ist. Wäre es nach dem ein oder anderen Klinik-Arzt gegangen, hätte ich die Klinik vermutlich seit meiner Cerclagen-OP im Februar nicht mehr verlassen und hätte mittlerweile wohl sprichwörtlich den Verstand verloren ...
eshatgeklappt am 27. April 12
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